KI – insbesondere generative KI – ist in aller Munde. Doch was steckt dahinter? Wie lässt sie sich nutzen? Und wie kann daraus echter geschäftlicher Mehrwert entstehen? Mit diesen und vielen weiteren Fragen im Gepäck haben wir uns gemeinsam mit unserem Team auf eine Expedition ins (noch weitgehend) Unbekannte begeben.
Mein Team betreut die Entwicklung von Hohto, das interne Planungstool von Gofore. Es unterstützt unter anderem Skill- und Ressourcenmanagement sowie das Erstellen von Lebensläufen. Aufgrund seiner Bedeutung für das Unternehmen haben wir einen breiten Überblick über interne Anforderungen – und können deshalb manchmal neue, unerwartete Beiträge leisten, wie im folgenden Beispiel.
Wo begann unsere Reise?
Wir wollten herausfinden, wie sich KI gezielt zur Problemlösung einsetzen lässt und dabei die Benutzererfahrung sowie den geschäftlichen Nutzen steigern kann. Dafür haben wir einen klassischen Prozess in fünf Schritten genutzt: Workshops, schnelle Konzepterstellung mit Entscheidungsfindung, Gestaltung, Tests im kleinen Rahmen und anschließender Rollout.
Wir haben außerdem einige grundlegende Rahmenbedingungen definiert, etwa die Bewertung des Proof of Concept (POC) unter ethischen Gesichtspunkten, im Hinblick auf Datenschutz und im Kontext des EU-KI-Gesetzes. Für eine mögliche breite Einführung haben wir zudem die Bedeutung kontinuierlicher Überwachung, Anpassung und Aktualisierung nach dem Rollout sowie die regelmäßige Einholung von Nutzendenfeedback hervorgehoben.
Intelligente Interviewassistenz durch KI für Berater:innen
Während des Brainstormings wurde die Frage aufgeworfen, wie wir unsere Expert:innen in Kundeninterviews besser unterstützen können. Es ist oft schwierig, die eigene Expertise in einem solchen Kontext zu vermitteln – die Zeit ist knapp, die Erwartungen hoch, und viele Augen sind auf das Gespräch gerichtet. Selbst für die erfahrensten Fachleute kann das eine unangenehme Situation sein, zumal jeder Kunde Interviews auf unterschiedliche Weise führt. Dennoch ist die Fähigkeit, die eigenen Kernkompetenzen und Entwicklungspotenziale klar darzustellen, eine unverzichtbare Fähigkeit für Berater:innen.
Sparring zwischen Kolleg:innen ist ein essenzieller Bestandteil unserer Arbeit bei Gofore. Doch in letzter Zeit beschäftigten wir uns immer mehr mit der Frage, ob wir dieses Konzept durch den Einsatz von KI weiter optimieren könnten. Die Idee eines KI-Interview-Sparring-Bots wurde geboren: Ein Tool, das jederzeit verfügbar und für jeden einfach zugänglich ist. Wir wollten herausfinden, ob KI Expert:innen bei der Vorbereitung auf Kundeninterviews unterstützen kann, etwa durch das Erstellen von Elevator-Pitches, oder ob KI auf andere Weise dabei helfen kann, die Interviewfähigkeit der Expert:innen zu verbessern.
Was wurde gemacht?
Dank unserer Erfahrung mit verschiedenen großen Sprachmodellen fiel es uns leicht, das geeignete Modell für diesen Anwendungsfall auszuwählen. Zudem hat unsere Organisation umfassend dokumentierte Richtlinien zur Vorbereitung auf Kundeninterviews, die wir als Grundlage nahmen.
Zunächst erstellten wir Eingabeaufforderungen (Prompts) basierend auf unseren internen Anweisungen für Kundeninterviews. Die Ergebnisse waren jedoch nicht zufriedenstellend. Also versuchten wir, allgemeine, hochrangige Projektinformationen als Kontext für die Eingabeaufforderungen hinzuzufügen. Dabei wurde jedoch niemals gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen oder tatsächliche Kundendaten verwendet. Mit dieser Anpassung verbesserten sich die Resultate erheblich.
In unserem dritten Experiment wollten wir herausfinden, ob ein großes Sprachmodell Beispielantworten auf von Benutzer:innen gestellte Fragen generieren kann. Wir gaben dazu den bestehenden Sales-Pitch der kandidierenden Person sowie allgemeine Projektinformationen als Kontext ein. Auch die Ergebnisse dieses Experiments waren positiv und ermutigten uns, die Arbeit an dem KI-Interview-Bot weiterzuführen.
In diesem Experiment war der KI-Bot ausschließlich textbasiert. In zukünftigen Versionen könnte er jedoch auch die Möglichkeit bieten, verbale Gespräche zwischen dem Bot und Expert:innen zu führen.
Das Ergebnis
Die gewonnenen Erkenntnisse bestätigten unsere Hypothese und zeigten eindrucksvoll, welches Potenzial in der Idee steckt. Wir entwickelten einen Konzeptnachweis (POC), der die Profilinformationen der Expert:innen und grundlegende Projektinformationen nutzt, um realitätsnahe Interviews zu simulieren – eine praxisnahe Übungsmöglichkeit, mit der sich das eigene Auftreten gezielt verbessern lässt. Auch wenn persönliche Vorbereitungsgespräche nach wie vor der Goldstandard bleiben, eröffnet der Bot eine neue, flexible Möglichkeit für alle, die ihre beruflichen Fähigkeiten schärfen und ihre Expertise selbstbewusst und überzeugend kommunizieren möchten.
Es ist jedoch wichtig, sich der potenziellen Schwächen der KI bewusst zu bleiben, wie zum Beispiel Halluzinationen – Fälle, in denen die KI falsche oder irreführende Ergebnisse generiert. Nutzer:innen müssen die Ausgaben des Tools kritisch bewerten und es als zusätzliche Unterstützung zu ihrer eigenen Expertise betrachten.
Was könnten wir anders machen oder wie könnte der Bot weiterentwickelt werden? Es wäre spannend zu sehen, wie weit wir mit diesem Ansatz kommen könnten! Mehr Zeit für kreative Ideen und das Testen verschiedener Hypothesen wäre von Vorteil, aber das war nicht der Fokus dieser Übung.
Als nächsten Schritt könnten wir einen Avatar mit einer Auswahl an Stimmen und Persönlichkeiten bieten, aus denen Nutzer:innen wählen können. Wie wäre es mit einem übermäßig enthusiastischen Interviewer mit der Stimme unseres CEOs? Oder einem nie zufriedenen Avatar, der alles schon gehört hat – mit deiner eigenen Stimme als Audioerlebnis? Die Verwirrung wäre garantiert – ebenso wie deine echten Überlebensfähigkeiten in überraschenden Situationen nach diesen Sparring-Sessions!
Bist du in Gofore als Arbeitgeber interessiert?