Artikel 28.3.2025

Kalmar führt einen digitalen Produktpass ein 

Künftig müssen viele in der EU verkaufte Produkte einen digitalen Produktpass haben, der zentrale Informationen über den gesamten Lebenszyklus abbildet. Damit will die EU ihre Ziele für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft konkret umsetzen.

Vor über zwei Jahren schloss sich der finnische Hersteller von Schwerlastgeräten Kalmar einem von Sitra finanzierten Pilotprojekt an. Ziel des Pilotprojekts war die Einführung eines digitalen Produktpasses für Batterien, der Informationen über die in der Batterie verwendeten Materialien, ihre Herkunft, die Umweltauswirkungen der Materialien, die Art und Weise, wie die Batterie recycelt werden sollte, und ihre Wiederverwendungsmöglichkeiten enthält.  

„Zusätzlich zu den Identitätsinformationen der Batterie enthält der digitale Produktpass Daten darüber, wie die Batterie geladen und entladen wurde“, sagt Pekka Yli-Paunu, Forschungsdirektor von Kalmar.  

Auch andere führende Hersteller von Arbeitsmaschinen aus dem Norden beteiligten sich an dem Pilotprojekt. Neben Kalmar war Sandvik, ein Hersteller von Bergbaumaschinen, der Hauptpartner des Pilotprojekts.  

Im Rahmen des Pilotprojekts entwickelte Kalmar die Idee, Batterien in Maschinen über einen QR-Code eindeutig zu kennzeichnen. Dieser ermöglicht eine transparente Nachverfolgung des gesamten Lebenszyklus – sowohl für den Hersteller als auch für Kund:innen und Partnerunternehmen.

Die Ökodesign-Verordnung der EU schreibt vor, dass fast alle in der EU verkauften Produkte in Zukunft einen ähnlichen digitalen Produktpass haben müssen. Neben Batterien gilt diese Anforderung zunächst für Produkte wie Eisen-, Aluminium- und Stahlprodukte sowie Textilien, Möbel, Reinigungsmittel und Elektronik. Es wird geschätzt, dass der digitale Produktpass für diese Produkte zwischen 2026 und 2030 verpflichtend wird.  

Vorteile für Umwelt und Unternehmen  

„Der digitale Produktpass enthält Informationen über alles, was mit der Arbeitsmaschine während ihres Lebenszyklus passiert ist. Daher erleichtert und rationalisiert der Pass die Nutzung und Reparatur der Maschine sowie die Wiederverwendung und das Recycling ihrer Teile und Materialien“, sagt Päivi Luoma, leitende Managementberaterin für nachhaltiges Wirtschaften bei Gofore.  

Der Produktpass soll Unternehmen dazu anleiten, umweltfreundlichere und langlebigere Produkte herzustellen, und Unternehmen und Verbraucher dazu ermutigen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig bietet der Produktpass Unternehmen die Möglichkeit, ihr Geschäft weiterzuentwickeln.  

„Unternehmen können ihren Kund:innen neue Arten von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Wartung, Instandhaltung oder Nutzungsunterstützung anbieten“, sagt Luoma.  

Dies wurde auch in Kalmar umgesetzt. Pekka Yli-Paunu sagt, dass sie sich dem Pilotprojekt von Sitra angeschlossen haben, weil klar war, dass es Kalmar viele Vorteile bringen würde.  

„Wir haben die Datenerfassung und -speicherung verbessert, und die Daten zu den Maschinen sind jetzt leicht zugänglich. Dies erleichtert auch die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts erheblich. Für die Erstellung des Berichts ist keine manuelle Arbeit mehr erforderlich.“  

Daten verbessern die Produktentwicklung  

Der digitale Produktpass ist laut Yli-Paunu auch für die Produktentwicklung von Vorteil. 

„Wir sammeln wertvolle Informationen von allen Maschinen, die das Werk verlassen, und schaffen damit eine solide Grundlage für die Produktentwicklung. Wenn wir wissen, wie und in welchen Umgebungen unsere Kund:innen die Maschinen einsetzen, können wir die Bedingungen und Herausforderungen verstehen, mit denen sie konfrontiert sind.“  

Darüber hinaus wird die Maschinenwartung einfacher, wenn der digitale Produktpass Informationen darüber bereitstellen kann, wie die Maschine in der Vergangenheit genutzt und gewartet wurde. Im besten Fall verlängert dies die Lebensdauer der Maschinen und hilft dabei, ihren Wert für eine mögliche Wiederverwendung zu bestimmen.  

Laut Yli-Paunu waren einige Kund:innen anfangs sehr auf ihre Daten bedacht. Als geklärt wurde, wie Kalmar die Daten verwendet, erkannten viele Kund:innen die Vorteile der Datenerfassung und -weitergabe. Mit den Daten kann Kalmar schneller bessere und passendere Maschinen für die Kund:innen herstellen.  

„Oftmals werden Kund:innen erst richtig aufmerksam, wenn wir ihnen beispielsweise zeigen können, wie lange ihre Maschinen warten, warum dies geschieht und wie wir die Nutzung der Maschinen so effizient wie möglich optimieren können“, sagt Yli-Paunu.  

Datenerfassung erfordert oft die Zusammenarbeit der gesamten Wertschöpfungskette  

Wenn bekannt ist, welche Art von Daten für den digitalen Produktpass benötigt werden und wo sie beschafft werden können, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, mit welcher Art von System die Daten sinnvoll und sicher verwaltet, überprüft und weitergegeben werden können.  

„Jedes Produkt muss über eine eindeutige Kennung verfügen, z. B. einen QR-Code, der alle erforderlichen Daten enthält. Die Daten müssen maschinenlesbar sein und auf offenen Standards basieren“, sagt Luoma.  

Die Art der erforderlichen Daten variiert je nach Produktgruppe. Laut Luoma gehören zu den wichtigen Daten Informationen über die Herkunft des Produkts, die Herstellung, den CO2-Fußabdruck, die Recyclingfähigkeit und darüber, was mit dem Produkt während seines Lebenszyklus passiert ist.  

Luoma weist darauf hin, dass finnische Unternehmen oft Teil internationaler Lieferketten und Dienstleistungspakete sind. So kann beispielsweise eine Batterie, ein Gerät oder eine Komponente als Teil einer Maschine oder eines Geräts geliefert werden. In solchen Fällen kann der Druck, Daten zu sammeln und weiterzugeben, vom Kund:innen ausgehen.  

„Um Einblick in die Wertschöpfungskette eines Produkts zu erhalten, ist oft die Zusammenarbeit der Akteure der Wertschöpfungskette erforderlich. Jeder muss bereit sein, seinen Teil beizutragen, aber die Vorteile kommen allen zugute“, sagt Luoma.  

Die Vorbereitung auf die Einführung des digitalen Produktpasses wird sich lohnen  

Wie Kalmar haben einige finnische Unternehmen bereits mit den Vorbereitungen für den digitalen Produktpass begonnen. Obwohl der Bedarf an einem Produktpass erst nach Produktgruppen entstehen wird, ermutigt Luoma alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Branche, sich jetzt auf die Anforderungen an Rückverfolgbarkeit und Transparenz vorzubereiten.  

„Ich empfehle jedem Unternehmen, die neuen Möglichkeiten zu ermitteln, die der digitale Produktpass für das Geschäft bietet. Es ist wichtig zu verstehen, was für uns und unsere Kund:innen wesentlich ist.“  

Der digitale Produktpass führt viele bereits vorhandene Daten zusammen. Viele Unternehmen verfügen bereits über Informationen zum CO2-Fußabdruck, zur Herkunft, zur Wartung und zur Entsorgung ihrer Produkte. Daher muss nicht alles von Grund auf neu begonnen werden, sondern die Arbeit kann auch darin bestehen, vorhandene Informationen zusammenzutragen, erinnert Luoma.  

Auch Yli-Paunu ermutigt Unternehmen zum Handeln. Der Einstieg kann mit Hilfe von IT-Unternehmen sehr agil erfolgen, sagt er.  

In Kalmar werden die ersten Produktpässe bereits versuchsweise eingesetzt, und man überlegt nun, wie die gesammelten Daten vollständig genutzt werden können. Laut Yli-Paunu liegt in den gesammelten Daten noch viel ungenutztes Potenzial. Er nennt das Beispiel der Elektrifizierung, die eine bedeutende Veränderung in der Branche darstellt. Sie bringt viele neue Daten mit sich, die bei der Modellierung von Systemen für Simulationen genutzt werden können, sagt Yli-Paunu.  

„Durch Modellierung können wir beispielsweise herausfinden, wie viel Batteriekapazität und wie viele Ladestationen für die Maschine benötigt werden, wie leistungsstark die Batterien sein müssen und wo sie platziert werden sollten. Darüber hinaus müssen wir die durchschnittliche Leistung, die das System benötigt, und die benötigte Spitzenleistung berechnen. Wir müssen auch berücksichtigen und berechnen, wie sich die Elektrifizierung auf andere Weise auf die Produktion unserer Kund:innen auswirken wird.“   

Wo anfangen?  

  1. Bedürfnisse und Anforderungen aus Geschäftssicht klären: Für welche Produktgruppen und Produkte soll der digitale Produktpass gelten? Wie unterstützt diese Transparenz unsere Strategie? Welche neuen Geschäftschancen und Wertschöpfungsmöglichkeiten bietet der Pass uns und unseren Kund:innen?  
  1. Bild von benötigten und vorhandenen Daten schaffen: Welche Daten werden konkret für den Produktpass benötigt? Welche Daten haben wir bereits, welche fehlen?  
  1. Diskutiere mit Kund:innen und Lieferanten: Wie können wir gemeinsam die Verfügbarkeit und Qualität der erforderlichen Daten sicherstellen? Welche Verfahren und Systeme nutzen wir, um den Datenaustausch zu gewährleisten? Gibt es in unserer Branche bereits gemeinsame Standards und Verfahren, die wir nutzen könnten?  
  1. Kläre die für den Produktpass erforderlichen Lösungen: Wie können wir Produkte richtig identifizieren? Welche Art von System wird benötigt, um die Daten zu verwalten und auszutauschen? Wie stellen wir Vertraulichkeit und Datensicherheit sicher?  

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