Blog 24.10.2024

KI-gestützte Prozessdigitalisierung macht Bürgerdienste nutzerfreundlicher

Digitale Gesellschaft

Mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) schafft Deutschland die Voraussetzungen dafür, dass Bürger:innen  Verwaltungsleistungen online in Anspruch nehmen können. Entscheidend ist hierbei, dass die Behörden nicht nur ihre Dienstleistungen digital anbieten, sondern den Nutzer:innen ein umfassendes und proaktives Serviceerlebnis bieten – ganz im Sinne des „Once-Only“-Prinzips, das wir bereits aus Finnland kennen.

Unsere Kolleg:innen von Gofore in Finnland berichten schon länger von einem einheitlichen Gesundheitsportal für alle Bürger:innen. Ähnlich wie bei der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland laufen hier medizinische Befunde und Informationen aus sämtlichen privaten und staatlichen Gesundheitssystemen zusammen.

So können etwa Ergebnisse von Labor- und Röntgenuntersuchungen, Behandlungsprotokolle und Impfdaten landesweit qualifiziert eingesehen werden – alles über ein zentrales Konto, verknüpft mit einer personenbezogener Identifikationsnummer, die es ermöglicht, Gesundheitsinformationen sicher zu identifizieren, den Zugriff auf Daten zu steuern und eine nahtlose Interaktion mit verschiedenen Gesundheitsdiensten zu gewährleisten.

Moderne Verwaltungen machen sich die Vorzüge der künstlichen Intelligenz zunutze

Das genannte Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie weit man kommen kann, wenn man Prozesse optimiert, innovative Wege geht und alte Denkmuster aufbricht. Wichtig dabei ist zum einen die Vernetzung der Prozesseinheiten und zum anderen die Digitalisierung der herkömmlichen, oft noch analogen Vorgänge, die möglichst automatisiert ablaufen sollen.

Es reicht also nicht aus, einzelne Systeme zu digitalisieren, wenn die Daten weiterhin manuell von einem System in ein anderes übertragen werden müssen. Der gesamte Prozess muss von Anfang bis Ende durchdacht und vernetzt werden.

Stellt eine Bürgerin oder ein Bürger beispielsweise einen Antrag auf Bürgergeld, Elterngeld, eine Kfz-Zulassung oder eine Urkunde, müssen Informationen aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und kombiniert werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Gerade hier bietet sich der Einsatz von KI an, um diesen Prozess effizienter zu gestalten.

Künstliche Intelligenz zur Herstellung komplexer Zusammenhänge

KI vereinfacht, sichert und personalisiert Bürgerdienste. Wenn sie gut vorbereitet ist, kann sie große Datenmengen verarbeiten und unstrukturierte Informationen, die über verschiedene Behörden verstreut sind, sammeln und kategorisieren. Im Ergebnis entstehen dadurch intelligente Gruppierungen, Cluster oder Sammlungen, die zeigen, wie bestimmte Informationen zueinander in Beziehung stehen – ob sie relevant sind, miteinander korrelieren oder nicht.

Ein gut trainierter Chatbot kann bereits viele Verwaltungsaufgaben übernehmen und Bürgeranfragen filtern. Darüber hinaus erkennt KI, welche Dienste in welchem Kontext, auf welche Weise und in welchem Umfang genutzt werden.

Im Zuge der angestrebten Registermodernisierung und der Einführung der DeutschlandID ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, die KI-gestützte Digitalisierung von Prozessen genauer zu betrachten und zu erproben. Künstliche Intelligenz sollte in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, die jedoch gleichzeitig überwacht und gegebenenfalls korrigiert werden müssen. Dies ist wichtig, um Fehler zu vermeiden und das Vertrauen der Bürger:innen zu stärken.

Schulungen als Grundlage für neue Systeme

In dieser Phase sind Change-Management und Schulungen für Beamt:innen entscheidend, um ihnen den Umgang mit neuen KI-gestützten Systemen zu ermöglichen und zu erleichtern. Unsere finnischen Kolleg:innen können hier auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen und unterstützen häufig Behörden in verschiedenen Ländern. Individuelle Kundenbedürfnisse leiten hierbei den Prozess – von der Zielsetzung über die Entwicklung von Tools bis hin zur Nutzerforschung.

Dass die komplexen föderalen Strukturen und der unterschiedliche Digitalisierungsgrad innerhalb Deutschlands besondere Herausforderungen darstellen, ist uns allen bewusst. Aber nach allem, was wir durch Finnland gelernt haben, ist die KI-gestützte Digitalisierung von Prozessen ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zu einer bürgerfreundlichen digitalen Verwaltung.

Fabian Schiller
Digitale Gesellschaft

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Fabian Schiller

Digitale Gesellschaft

Als erfahrener Berater mit über 15 Jahren Expertise in der digitalen Transformation, begleitet Fabian öffentliche Organisationen. Durch seine Projekterfahrung im öffentlichen Sektor im DACH-Raum und Einblicken in eGovernment Projekte in nordischen Ländern, hat er ein tiefes Verständnis für die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entwickelt. Er hilft Organisationen dabei, ihre digitalen Ziele zu definieren und die richtigen Experten, Technologien und Prozesse auszuwählen.

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