Artikel 31.5.2024

Die Grundbausteine einer großartigen digitalen Gesellschaft – Finnland als Vorreiter

Um zu einer der besten digitalen Gesellschaften der Welt zu werden, brauchte es eine Kiste mit Legosteinen, viel Vertrauen und einzigartige öffentlich-private Partnerschaften. Lies weiter und finde heraus, warum internationale Delegationen nach Finnland strömen, um mehr zu erfahren.

Hier erfährst Du:

  • Wie sich der nordische Wohlfahrtsstaat in eine der besten digitalen Gesellschaften der Welt verwandelt hat.
  • Was die wichtigsten Bausteine der digitalen Gesellschaft sind.
  • Was die Schlüsselfaktoren sind, um Vertrauen in die digitale Transformation aufzubauen.

Zum sechsten Mal in Folge wurde Finnland zur glücklichsten Nation der Welt gekürt. An diesem Tag traf Stefan Lindström, der Digitalbotschafter Finnlands, eine Delegation aus Südafrika unter der Leitung von Panyaza Andrek Lesufi, dem Premierminister der südafrikanischen Provinz Gauteng. Botschafter Lindström wurde gefragt, was hinter der Spitzenposition steckt.

Keine leichte Frage, aber als erfahrener Diplomat war Stefan Lindström bereit, es zu versuchen.

Er brachte dabei eine andere Rangliste zur Sprache. Im Jahr 2022 belegte Finnland auch den ersten Platz im digitalen Leistungsvergleich DESI der Europäischen Union. Der Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) überwacht die digitale Leistung der Mitgliedsstaaten und verfolgt ihre Fortschritte bei der Digitalisierung.

“Alles hängt damit zusammen, wie die finnische Gesellschaft aufgebaut ist,” erklärt Lindström.

“Es ist nicht so, dass die finnische Bevölkerung spontan vor Freude platzt. Finnland schneidet in der Rangliste gut ab, weil die Menschen Vertrauen in die Gesellschaft und die Funktionsweise des Systems haben. Und nur wenn Daten und Dienste sicher sind, funktioniert die Gesellschaft.”

Egal, wohin der finnische Botschafter reist, er hat immer ein paar verblüffende Beispiele aus seinem Heimatland im Gepäck. Zum Beispiel die vollständig digitalisierte, papierlose Verwaltung des Gesundheitswesens, bei der alle Rezepte und Krankenakten in einem digitalen System gespeichert sind. Mit Zustimmung der Betroffenen sind diese Daten für medizinisches Fachpersonal in öffentlichen und privaten Einrichtungen und auch für die Bürger:innen zugänglich. Die freigegebenen Daten sind zum Beispiel praktisch, wenn man während eines Urlaubs im Ausland medizinisch versorgt werden muss.

Weitere Beispiele sind vorausgefüllte Steuererklärungen, die weder Papierkram noch das Ausfüllen von Online-Formularen erfordern. Oder der reibungslose Ablauf bei der Erneuerung von Personalausweisen, Führerscheinen oder sogar Reisepässen: Meist ist es nicht nötig, die Behörden aufzusuchen oder Zeit in Warteschlangen zu verbringen, da die Anträge online gestellt werden. Sogar die Gesichtsaufnahme für den Reisepass wird digital vom Fotostudio an die Polizeibehörde übertragen, die die Pässe ausstellt.

All das wird durch einen umfassenden Pool an digitalen Registern und Bevölkerungsdaten ermöglicht, was eine weitere Automatisierung der Dienstleistungen erlaubt. Je unauffälliger die Dienste ablaufen, desto besser sind sie, sagt Stefan Lindström. Schließlich geht es darum, das Leben einfacher zu machen.

Je unauffälliger die Dienste ablaufen, desto besser sind sie. Schließlich geht es darum, das Leben einfacher zu machen.

“Technologie ist ein Wegbereiter, kein Selbstzweck,” sagt auch Harri Mansikkamäki, Leiter der internationalen Geschäftsentwicklung bei Gofore. “Entscheidend ist, was wir mit der Digitalisierung erreichen können.”

Mit automatischen und proaktiven Diensten können die Gesellschaften die immer knapper werdenden Ressourcen, wie etwa Menschen oder Krankenhausbetten, rechtzeitig und effizient zuweisen. Die finnische Hauptstadt Helsinki hat beispielsweise einen Dienst eingeführt, der den Bedarf von Familien ermittelt und den Eltern automatisch geeignete Kindergartenplätze vorschlägt. Dadurch sparen sowohl die Angestellten der Stadt und der Schulen als auch die Eltern Zeit und Arbeit.

Gofore hat als einer der wichtigsten Partner am Aufbau der digitalen Gesellschaft Finnlands mitgewirkt: Das Unternehmen hat die Serviceschnittstelle des Authentifizierungs- und Transaktionsdienstes Suomi.fi entwickelt. Suomi.fi ist ein nationaler Webdienst (Suomi ist finnisch für „Finnland“), der Informationen, Anweisungen und Dienstleistungen sammelt, die von der Geburt bis zum Tod benötigt werden – eine Anlaufstelle für alle Bürger:innen und Unternehmer:innen.

Damit das Ganze auch funktioniert, umfasst die Website nationale Dienste für die Identifizierung und elektronische Autorisierung. Das bedeutet, dass die Bürger:innen mit einer einzigen Anmeldung Steuern zahlen, ein Fahrzeug ummelden oder eine andere Person ermächtigen können, ihre rezeptpflichtigen Medikamente in der örtlichen Apotheke abzuholen – und das sind nur einige Beispiele. 2022 gab es fast 200 Millionen Anmeldungen, was bei einer Bevölkerung von nur 4,5 Millionen Erwachsenen eine beachtliche Zahl ist. Dieser Dienst wurde mehrfach ausgezeichnet und hat internationales Interesse geweckt.

„Letztes Jahr hatten wir mehr als ein Dutzend Delegationen aus dem Ausland zu Gast. In diesem Jahr wird sich die Zahl höchstwahrscheinlich verdoppeln, da die Covid-Beschränkungen aufgehoben wurden.“, sagt Jani Ruuskanen, Chief Senior Specialist bei der finnischen Digitalagentur.

Ihm zufolge wollen viele Delegationen vom nordischen Wohlfahrtsstaat und der digitalen Verwaltung lernen. Einige Besucher kommen aus hochdigitalisierten Ländern wie Japan, die bei den meisten öffentlichen Dienstleistungen noch auf Papierformulare vertrauen.

Was ist also der Trick? Wie ist Finnland dorthin gekommen, wo es jetzt ist, und was können wir von diesem Weg lernen? Eine der besten digitalen Gesellschaften der Welt zu werden, geschah nicht über Nacht. Der Weg dorthin erforderte vielmehr hartnäckige Arbeit, einzigartige öffentlich-private Partnerschaften und die Zusammenarbeit über Verwaltungs- und Landesgrenzen hinweg – und eine Kiste voller Legosteine.

Im Aufbau: Digitale Dienste sind auf dem Weg!

Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren Webportale in aller Munde. Schon 2001 begann das Finanzministerium, die für die Digitalisierung zuständige Regierungsbehörde, mit dem Aufbau von Suomi.fi. Es sollte ein nationales Portal sein, das die vereinzelten öffentlichen Dienstleistungen und Anweisungen des Staates und der Gemeinden zusammenfasst.

Und mit Zusammenfassen meinen wir das manuelle Zusammentragen von URL-Links. Das Redaktionsteam ging die Webseiten hunderter finnischer Gemeinden durch und kopierte Links, die auf der nationalen Seite eingefügt werden sollten. Die Runde begann in der nördlichsten Stadt Utsjoki in Finnisch-Lappland, und als sie schließlich die südliche Stadt Hanko erreichten, war ein Großteil der Informationen bereits veraltet. Die Arbeit begann also wieder von vorne. Wegen der ungültigen Links erhielt die Seite negatives Feedback. Die Bürger:innen waren überhaupt nicht zufrieden.

Im Jahr 2011 wurde klar, dass eine grundlegende Überarbeitung nötig war: Es musste eine Plattform geschaffen werden, die wirklich alle Dienste zusammenfasst und Möglichkeiten zur Identifizierung bietet, damit sich die Bürger:innen anmelden können, um digitale Dienste zu nutzen und ihre persönlichen Daten zu überprüfen. Um die neuen Dienste zu planen, trafen sich das Suomi.fi-Team und Fachleute des Government ICT Centre und des Finanzministeriums zu einem Workshop. Sie wollten die zukünftigen Dienste auf eine agile Art und Weise planen, bei der die Nutzer:innen, also die Bürger:innen, im Mittelpunkt der Entwicklung stehen.

Das Ergebnis war ein Modell der zukünftigen Dienste, das aus Duplo-Bausteinen zusammengesetzt war (keine völlig ungewöhnliche Lösung – Lego-Workshops sind ein beliebtes Werkzeug in der agilen Softwareentwicklung). Dieses Lego-Modell wurde dann in einem Karton verpackt und den Entscheidungsträgern im Finanzministerium vorgestellt.

„Natürlich haben wir später ein ausgefeilteres Layout der Dienste erstellt.“, schmunzelt Maria Nikkilä, damalige Projektmanagerin im Government ICT Centre und später Leiterin der Digitalisierungsabteilung im Finanzministerium. Derzeit ist sie Chief Information Officer (CIO) der Stadt Tampere, Finnland.

Nikkilä und ihre Kolleg:innen führten ein Benchmarking durch und untersuchten die besten Beispiele aus Estland, Dänemark und den Niederlanden. „Wir kopierten alles, was gut funktionierte, und überlegten, was wir besser machen könnten. Die elektronische Autorisierung war einer der Dienste, die es sonst nirgendwo gab. Und das ist auch heute noch so, zumindest nicht in dem Umfang, wie es in Finnland genutzt wird.“

Die elektronische Autorisierung war einer der Dienste, die es sonst nirgendwo gab. Und das ist auch heute noch so.

Viele dieser Dienste wurden später mit dem Programm „National Service Architecture“ (KaPA) realisiert, dem Herzstück und Rückgrat des digitalisierten Finnlands. Die Architektur wurde von Gofore kodiert und in die Praxis umgesetzt. Das öffentlich erklärte Ziel des KaPA-Programms, das 2014 begann, war die „Vereinfachung und Erleichterung der Transaktionen von Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen mit den Behörden. Darüber hinaus sollte die gemeinsame Nutzung von Informationen verbessert und Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen mit der öffentlichen Verwaltung gefördert werden.“

Das 100-Millionen-Euro-Projekt wurde pünktlich und im Rahmen des Budgets abgeschlossen.

Es war ein großer Erfolg: Während die meisten Projekte dieser Größenordnung scheitern, wurde das 100-Millionen-Euro-Projekt pünktlich und im Rahmen des Budgets abgeschlossen. Und was noch wichtiger ist: Laut der unabhängigen Bewertung des Programms hat es in der gesamten öffentlichen Verwaltung einen umfassenden Wandel der Organisationskultur hin zu kundenorientierteren Dienstleistungen ausgelöst.

Vermutlich hat auch ein kleiner Anstoß von und gegenseitiges Lernen mit privaten Unternehmen nicht geschadet.

Lego character instructing how to put together Lego bricks

Synergie durch Mix & Match

Die finnische Digitalagentur hat ihren Hauptsitz in einem modernen roten Backsteingebäude im östlichen Teil der Hauptstadt Helsinki. Dort werden auch verschiedene Dienstleistungen nach Terminvereinbarung angeboten. Im ersten Stock findet die Magie statt – nämlich die der Eheschließungen. Mehr als die Hälfte der Eheschließungen in Finnland werden in einem Standesamt vollzogen. Die Trauräume an diesem Ort haben sogar ein Schild mit der Aufschrift „Rakkausvirasto“, Agentur der Liebe.

Im dritten Stock wird eine andere Art von Partnerschaften gepflegt: Der dritte Stock des Gebäudes ist für Entwickler:innen und andere Fachkräfte von Partnerunternehmen wie Gofore reserviert, um das gegenseitige Lernen, die Kommunikation und die Synergie zwischen allen Teams zu fördern.

Die finnische Digitalagentur hat schon sehr früh entschieden, dass sie die Projekte zwar selbst in die Hand nehmen will – mit allen erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen, die Programmierung und andere schwere Arbeiten aber privaten Partnerunternehmen überlässt. Denn dort befinden sich die besten Fachleute.

„So können wir Teams bilden, in denen wir Fachkräfte aus verschiedenen Unternehmen mischen. Das verschafft uns Flexibilität und Sicherheit, da wir nicht von einem einzigen Unternehmen abhängig sind.“, sagt Janne Viskari, der Generaldirektor der finnischen Digitalagentur.

Die engen öffentlich-privaten Partnerschaften haben auch zu einem Austausch von Wissen und Kulturen geführt – ein Gewinn für den gesamten finnischen IKT-Sektor. Die öffentlichen Projektträger haben die privaten Partnerunternehmen in Fragen der Barrierefreiheit, des Datenschutzes und der Informationssicherheit geschult und angeleitet.

„Gofore hat uns zum Beispiel sehr geholfen, agil zu denken.“, sagt Jani Ruuskanen, Chief Senior Specialist. Starkes öffentliches Eigentum in Kombination mit kontinuierlichen privaten Partnerschaften ist in Finnland ziemlich einzigartig, sagt Tuuli Pärenson, CEO von Gofore Estonia.

„Ich denke, das ist der Trend der Zukunft, und Finnland hat die Nase vorn.“ Ihrer Meinung nach ist dies wichtig, weil der Erfolg digitaler Lösungen nicht nur von den technischen Lösungen abhängt, sondern auch von den Fähigkeiten der Regierungen und Städte, die Systeme zu betreiben.

„Der Trick ist zu lernen, digitale Lösungen als Dienstleistungen und nicht als Projekte zu betreiben. Es ist ein kontinuierlicher Prozess.“

„Der Trick ist zu lernen, digitale Lösungen als Dienstleistungen und nicht als Projekte zu betreiben.“

Natürlich hilft es, dass das Land eine lange Erfolgsgeschichte bei der Nutzung digitaler Dienstleistungen hat. In den 1990er Jahren waren die finnischen Banken Vorreiter beim Online-Banking. Sogar heute noch verwenden die meisten digitalen Dienste die Benutzer-IDs der Online-Banken als Identifikationsmittel.

Aber um zu den Wurzeln des digitalen Finnlands zu gelangen, müssen wir noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen.

Von Kirchenbüchern zu Cloud-Speichern

Im frühen 17. Jahrhundert stand Finnland unter schwedischer Herrschaft. 1627 ernannte König Gustav Adolf einen Vikar namens Isac Rothovious zum Bischof von Turku, einer westlichen Stadt, die später die erste Hauptstadt Finnlands wurde. Rothovious war nicht gerade erfreut, nach Turku geschickt zu werden – „zwischen Skorpione und Barbaren“ , wie er es unverblümt ausdrückte – und er wurde auch nicht von den Menschen willkommen geheißen.

Dennoch hatte Rothovious einen großen Einfluss auf die finnische Gesellschaft und Bildung – nicht zuletzt, weil er den Vikaren befahl, Aufzeichnungen über Geburten, Eheschließungen und Todesfälle zu führen. Schon bald wurde diese Anordnung auf das ganze Land ausgedehnt. Die schwedisch-finnischen Kirchenbücher gehören zu den ältesten Bevölkerungsaufzeichnungen in Europa und gelten als Grundlage für die umfassenden digitalen Register von heute.

Finnlands erste Bevölkerungsstatistik stammt aus dem Jahr 1750, das erste computergestützte Register aus dem Jahr 1971. Während in vielen anderen Ländern die Bevölkerungsdaten, wenn überhaupt, noch von Tür zu Tür gesammelt werden, fand in Finnland die letzte Volkszählung 1989 statt.

Heute befinden sich all diese Informationen in aktuellen Online-Registern, die digitale Dienstleistungen erst möglich machen. Wenn zum Beispiel Bürger:innen umziehen, müssen sie nur noch eine einzige Adressänderungsmeldung einreichen, die alle Behörden und über hundert Unternehmen erreicht.

„Eine der wichtigsten Voraussetzungen für gute und effiziente digitale Dienste ist, dass es Register mit umfangreichen Daten gibt. Und diese Stammdaten müssen aktuell sein, gut gepflegt werden und den Organisationen, die die Erlaubnis zur Nutzung erhalten haben, sicher zugänglich sein.“, sagt Harri Mansikkamäki von Gofore.

In Finnland basieren die meisten digitalen Dienste auf einem Pool von verschiedenen Registern, angefangen von Bevölkerungsinformationen und Gesundheitsdaten bis hin zu Handels- und Fahrzeugregistern. Finnland ist auch sehr fortschrittlich bei der Nutzung der öffentlichen Cloud für Behördendienste.

Diese Daten werden dann mit der digitalen Identität verknüpft – eine weitere Voraussetzung für gute digitale Dienste und ein aktuelles Thema in der EU. Schließlich plant die Union die Einführung einer europäischen digitalen Identität, die auch als europäische digitale Brieftasche bezeichnet wird.

Das alles wäre natürlich nicht möglich ohne eine lange Tradition und eine Kultur des Vertrauens gegenüber den Bediensteten. Es gibt viele historische Gründe, warum das Sammeln von Bevölkerungsdaten in Finnland generell akzeptierter ist als zum Beispiel in Deutschland, wo das Melderegister als Instrument für den Holocaust eingesetzt wurde.

Unterwegs auf der X-Road

Vertrauen hat aber auch eine Kehrseite: Es ist leicht zu zerstören. Ein einziges Datenleck oder ein Missbrauch kann das Vertrauen in das gesamte System untergraben. Das ist auch der Grund, warum Datenschutz und Sicherheit so wichtig sind.

„Angesichts der Bedeutung digitaler Dienste für die heutige Gesellschaft können wir es uns nicht leisten, dieses Vertrauen mit irgendwelchen Zufallsexperimenten aufs Spiel zu setzen“, sagt Jani Ruuskanen.

Digitale Dienste brauchen funktionierende rechtliche Rahmenbedingungen und Regelungen. Aus technischer Sicht ist ein sicherer und kontrollierter Datentransfer zwischen verschiedenen Registern und Dienstleistern von entscheidender Bedeutung. In Finnland wurde diese Herausforderung durch den Aufbau einer nationalen Datenaustauschplattform bewältigt, die von fast 250 Organisationen aus dem öffentlichen und privaten Sektor genutzt wird. Die Datenaustauschplattform ermöglicht es den Behörden, sehr genau festzulegen, wer Zugang zu welchen Daten hat. Diese Plattform basiert auf der X-Road-Technologie von Gofore.

Die X-Road-Technologie, eine Open-Source Software, die einen einheitlichen und sicheren Datenaustausch zwischen Organisationen ermöglicht, wurde ursprünglich in Estland entwickelt, aber an die lokalen Bedürfnisse in Finnland angepasst. Die Technologie wird nun in Zusammenarbeit entwickelt, und zwar im Rahmen des Nordic Institute of Interoperability Solutions (NIIS), das 2013 von Finnland und Estland gegründet wurde und dem sich später auch Island anschloss. Noch eine Erfolgsgeschichte.

„Ich kenne kein anderes Beispiel dafür, dass Regierungen auf diese Weise zusammenarbeiten und technologische Lösungen entwickeln, die im täglichen Gebrauch sind. Das Vertrauen in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Angelegenheiten, die die Gesellschaft zu Fall bringen könnten, ist ziemlich außergewöhnlich.“, sagt Tuuli Pärenson.

„Ich kenne kein anderes Beispiel dafür, dass Regierungen auf diese Weise zusammenarbeiten.“

Estland und Finnland teilen sich viele der Spitzenplätze in internationalen Rankings.  Die beiden nördlichen Länder haben zwar eine ähnliche digitale Architektur, aber diese Technologie wurde unter völlig unterschiedlichen Bedingungen eingeführt: In Estland wurde die Digitalisierung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 90er Jahren von Grund auf neu eingeführt. In Finnland hingegen war es ein Weg der kontinuierlichen Verbesserung, der auf einer langen Tradition beruht. Beide Erfahrungen lassen sich nur schwer wiederholen, aber sie können wertvolle Erkenntnisse für diejenigen liefern, die die nächsten Schritte auf ihrem eigenen Weg zur Digitalisierung gehen wollen.

Lego character standing in front of assembled digital system of Lego blocks

Vive la digital révolution!

Liberté, Egalité, Fraternité. Wenn die französische Revolution mit ihrem Motto Freiheit, Gleichheit und Solidarität die Mutter der europäischen Demokratie war, was könnte dann das Motto der digitalen Revolution sein?

Vielleicht Sicherheit, Gleichberechtigung und Transparenz. Zumindest sind dies die drei Bausteine des Vertrauens, meint Harri Mansikkamäki von Gofore. „Erstens, Sicherheit: Die Daten müssen auf sichere Weise gespeichert und übertragen werden.“, sagt er. „Zweitens, Gleichberechtigung: Die Dienste müssen für alle verfügbar und zugänglich sein, unabhängig davon, wo sie leben oder ob sie Einschränkungen oder Behinderungen haben.“, sagt er.

Das steht auch in Dänemark im Mittelpunkt, einem Land, das bei der öffentlichen digitalen Kommunikation Vorreiter ist. „Wenn Dinge standardmäßig digital gemacht werden, werden die Menschen von dem System abhängig und müssen wissen, wie sie es nutzen können.“, betonte Mathias Trier Reindel von der dänischen Digitalagentur auf einer Veranstaltung, die kürzlich von seiner finnischen Kollegenschaft organisiert wurde. „Das ist eine wichtige Infrastruktur, die ihre Aufgabe erfüllen und einfach zu bedienen sein muss.“

Die digitale Revolution ist gefährdet, wenn wir keine Möglichkeiten finden, auch die digital Benachteiligten ins Boot zu holen.

Nach Angaben der finnischen Digitalagentur haben sich im letzten Jahr über 4 Millionen finnische Bürger:innen mit einer digitalen Identität bei den öffentlichen Verwaltungsdiensten angemeldet. Das bedeutet, dass mehr als 90 Prozent der finnischen Erwachsenen über die Mittel und Fähigkeiten verfügen, digitale Dienste zu nutzen.

Sicherheit, Gleichberechtigung und Transparenz sind die drei Bausteine des Vertrauens.

Der dritte Baustein, Transparenz, bedeutet, dass selbst wenn die digitalen Dienste automatisch funktionieren und nicht sichtbar sind, der Prozess und die Entscheidungsfindung dahinter transparent sein müssen, sagt Harri Mansikkamäki.

Werte wie Vertrauen können schwer zu vermarkten oder zu exportieren sein. Dennoch gibt es laut Digital Ambassador Stefan Lindström einige finnische Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen entwickelt haben, die darauf basieren, wie die finnische Gesellschaft funktioniert, angefangen bei der Bildung bis hin zu Lösungen für die häusliche Pflege älterer Menschen.

Finnische Unternehmen stellen ihr Know-how auch gerne international zur Verfügung. Im Rahmen der laufenden GovStack-Initiative von Estland, Deutschland, der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) und der Digital Impact Alliance (DIAL) wurde Gofore zum Beispiel als Systemintegrator ausgewählt. Das Ziel dieser Initiative ist es, E-Government-Lösungen für Schwellenländer zu entwickeln, damit diese ihre digitale Transformation durch die Einführung, Nutzung und Skalierung digitaler Dienste vorantreiben können.

Ob es sich um ein Haus oder eine digitale Gesellschaft handelt – Aufbau und Renovierung sind immer einfacher, wenn eine Person dabei ist, die sich bereits auskennt.

Mehr Infos findest Du unter:

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