Blog 16.10.2025

Warum Testautomatisierung ohne KI an ihre Grenzen stößt

Digitale Gesellschaft

Intelligente Industrie

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Wir wollten herausfinden, wie es um Testing und Qualitätssicherung in finnischen Unternehmen heute steht und wohin sich das Thema entwickelt. Oft wird das Testen von Informationssystemen noch als notwendiges Übel vor dem Go-live betrachtet. Die aktuelle Gofore-Studie zeigt jedoch ein anderes Bild. Sie verdeutlicht, wie sich der Blick auf Qualität verändert hat und was Vorreiter in der Testautomatisierung von den Nachzüglern unterscheidet.

Denk kurz an das letzte Informationssystem, das du genutzt hast. Vielleicht war es ein System, das du täglich bei der Arbeit verwendest. Oder du hast deine Einkäufe in ein Online-Warenkorbsystem eingetragen. Vielleicht hast du Waren in einem ausländischen Onlineshop bestellt und musstest Zoll- und Steuerformalitäten über ein behördliches System abwickeln. Oder du hast nach Informationen zu zahnärztlichen Leistungen gesucht und gleich einen Termin vereinbart.

Rund um uns gibt es unzählige Informationssysteme. Und ist es nicht angenehm, wenn ein System reibungslos und zuverlässig funktioniert? Genau dieses Nutzererlebnis wird letztlich durch professionelles Testing und Qualitätssicherung möglich.

Testing und Qualitätssicherung genießen heute einen hohen Stellenwert und gelten als wichtiger Bestandteil der Entwicklungsarbeit – ein wirklich erfreuliches Ergebnis der Studie. Doch sie hat noch weitere spannende Erkenntnisse hervorgebracht. Schauen wir uns diese genauer an.

Immer komplexere Systeme, kürzere Entwicklungszyklen und steigende Nutzererwartungen – manuelles Testen allein reicht längst nicht mehr aus

Im größeren Zusammenhang zeigt sich jedoch ein grundlegendes Problem. In vielen Unternehmen finden Testing und Qualitätssicherung erst in den letzten Phasen der System- oder Softwareentwicklung statt. Vereinfacht gesagt läuft es auf ein paar Wochen intensives manuelles Testen hinaus, in denen Tester:innen und einige Endnutzer:innen das System durchgehen, um Fehlerstellen zu finden. Anschließend werden Korrekturen vorgenommen und man hofft, dass die Tests ausreichen. Ob das tatsächlich der Fall ist, zeigt sich meist erst im laufenden Betrieb.

Früher mag dieser Ansatz genügt haben. Heute reicht manuelles Testen jedoch nicht mehr aus.

Dafür gibt es mindestens zwei Gründe:

  1. Erstens werden Informationssysteme immer komplexer. Sie verfügen über eine wachsende Zahl an Schnittstellen und Integrationspunkten, deren Qualität sich ohne Testautomatisierung nur schwer oder gar nicht sicherstellen lässt.
  2. Zweitens hat sich durch den digitalen Entwicklungszyklus, den die heutigen Märkte erfordern, das Tempo massiv erhöht. Die Anforderungen des Marktes lassen sich nur erfüllen, wenn Testprozesse automatisiert – und idealerweise KI-gestützt – ablaufen.

Die größte Herausforderung liegt im Umdenken: Testing darf nicht als Kostenfaktor gesehen werden, sondern als Investition, die messbaren geschäftlichen Nutzen bringt. Hier besteht weiterhin Handlungsbedarf, denn viele Unternehmen wissen noch nicht, wie sie einen klaren Business Case für ihre Testaktivitäten entwickeln können, eine Voraussetzung, um Ziele und Erfolgskennzahlen gezielt zu definieren.

Die Studie bestätigt: Testing wird noch viel zu häufig als Kostenfaktor betrachtet, nicht als Investition. Entsprechend werden die geschäftlichen Mehrwerte von Testaktivitäten nur selten gemessen.

Geschäftlicher Nutzen zeigt sich in vielen Aspekten, etwa in der Zuverlässigkeit von Systemen, im Risikomanagement einer Organisation oder in stabilen, unterbrechungsfreien Abläufen. Interessanterweise liegt der öffentliche Sektor hier vor der Privatwirtschaft.

Besonders spannend fanden die Befragten den zukünftigen Ansatz, den geschäftlichen Nutzen von Testing gezielt zu messen. Auch der Einsatz von KI wurde als vielversprechend bewertet, wenngleich ihre Zuverlässigkeit noch Fragen aufwirft. Einige Unternehmen führen bereits erste KI-gestützte Tests durch – mit beeindruckenden Ergebnissen: In diesen Pilotprojekten arbeitete KI-basierte Testautomatisierung bis zu 600 Prozent effizienter.

Wenn System- und Softwaretests weiterhin manuell und ohne den Einsatz von KI durchgeführt werden, laufen viele Unternehmen Gefahr, im internationalen Vergleich bei der Entwicklung deutlich zurückzufallen.

Testing und Qualitätssicherung stehen an der Schwelle eines grundlegenden Wandels

Entscheidend ist die richtige Balance bei den Investitionen: Was müssen wir heute erreichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und was wird morgen von uns erwartet? Klar ist, dass die Erwartungen der Kundinnen und Kunden an Funktionalität, nahtlose Abläufe und Sicherheit von Systemen stetig steigen. Schlechte Nutzererlebnisse können am Ende besonders teuer werden.

Die wichtigste Erkenntnis lautet daher: Testing und Qualitätssicherung sind unverzichtbare Bestandteile moderner und erfolgreicher Systementwicklung. Sie sollten von Anfang an als integraler Teil des Entwicklungsprozesses verstanden und umgesetzt werden. Je früher Testing und Qualitätssicherung berücksichtigt werden, desto reibungsloser und erfolgreicher verläuft das Projekt. Wird dagegen zu wenig investiert, zeigt sich das unweigerlich spätestens bei den Endnutzer:innen.

  • Zum Forschungsdesign: Im Auftrag von Gofore befragte das Marktforschungsinstitut Verian zwischen dem 31. Januar und dem 25. Februar 2025 Entscheidungsträger:innen und Fachexpert:innen für Testing und Qualitätssicherung aus insgesamt elf Unternehmen.

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