Du sitzt im Daily. Wieder einmal. Jemand berichtet von einem Impediment, ein anderer hat einen neuen Task übernommen, ein dritter spricht über ein Architekturthema, das eigentlich in ein anderes Meeting gehört. Die Uhr tickt. Die Hektik im Projekt ist spürbar – aber echte Fortschritte? Fehlanzeige.
Kommt dir das bekannt vor? Viele Projekte fühlen sich nach „agil“ an – aber nicht nach Fokus, Klarheit oder echter Zusammenarbeit. Stattdessen dominieren Abstimmungen, unklare Verantwortlichkeiten und das Gefühl, dass man irgendwie feststeckt.
Woran liegt das? Seit dem Aufschwung agiler Methoden wurden Scrum, Kanban & Co. oft als Allheilmittel für Projektprobleme gesehen – als heiliger Gral der Softwareentwicklungsprojekte. Doch zu oft stand dabei das Rahmenwerk im Vordergrund, während die agilen Werte nur beiläufig erwähnt oder missverstanden wurden. Ein entscheidender Faktor wird dabei häufig übersehen: Das passende organisatorische Setup.
Agilität hinterfragt: Muss das sein?
In einem Umfeld mit starren Strukturen, zähen Entscheidungsprozessen und fest definierten Meilensteinplänen kann es für ein Entwicklungsteam dennoch sinnvoll sein, nach agilen Werten und Modellen zu arbeiten. Doch klar ist auch: Ein solches Team wird regelmäßig gegen die Widerstände der festen Strukturen ankämpfen müssen – mit Frust und Reibungsverlusten als ständige Begleiter. Ob in diesem Szenario Freude, Motivation und gute Ergebnisse gefördert werden? Eher unwahrscheinlich.
Welches Setup passt zu deinem Projekt? – Eine individuelle Entscheidung
Die Entscheidung für das richtige organisatorische Setup ist keine Frage von „agil oder nicht agil“. Sie ist immer eine individuelle Entscheidung – abhängig vom Projektkontext, den beteiligten Personen und den konkreten Rahmenbedingungen.
Folgende Fragen helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen:
1. Wie lautet das Projektziel und der Scope?
Liegt der Fokus auf innovativer Produktentwicklung, frühem Nutzerfeedback und schnellem Lernen? Dann profitiert das Projekt von einem Setup mit hoher Autonomie, kurzen Entscheidungswegen und Raum für Iteration.
Sollen klar definierte Ergebnisse bis zu einem Quartals- oder Halbjahresmeilenstein geliefert werden? Dann ist eher ein planbasiertes Setup mit verbindlicher Struktur und klarer Steuerung sinnvoll.
2. Wie komplex ist die Stakeholderstruktur?
Wie komplex ist das Umfeld? Wer ist alles beteiligt, wie stark sind die Interessen verteilt und wie viel Abstimmung ist notwendig?
Je mehr Menschen mitsprechen, desto wichtiger sind klare Entscheidungsprozesse und definierte Eskalationswege. Gerade in stark regulierten oder politisch geprägten Projekten kann ein zu loses Setup schnell ins Chaos führen. Hier braucht es Struktur, die nicht einengt, aber Orientierung gibt.
3. Besteht Entscheidungsautonomie?
Können Teams wirklich entscheiden oder müssen sie jedes Thema durch Gremien schleusen? Wie viel Verantwortung wird tatsächlich übertragen?
Ein agiles Setup funktioniert nur dann, wenn Entscheidungsautonomie vorhanden ist. Ohne sie verkommt Selbstorganisation zum Lippenbekenntnis. Wer seinem Team vertraut, schafft die Grundlage für Motivation und Tempo.
4. Welche Skills stehen dem Team zur Verfügung?
Stehen die notwendigen Rollen dediziert zur Verfügung – oder sind Teammitglieder auf mehrere Projekte verteilt? Gibt es alle benötigten Kompetenzen im Team oder ist externe Unterstützung notwendig?
Wie erfahren sind die Teammitglieder in Bezug auf:
- ihr fachliches und technisches Know-How
- selbstorganisiertes Arbeiten
- interdisziplinäre Zusammenarbeit
Ein cross-funktionales Setup funktioniert nur, wenn im Team alle relevanten Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten vereint sind.
5. Wie ausgeprägt sind Organisationskultur und -reife?
Wie viel Verantwortung und Vertrauen erhält das Team? Gibt es Erfahrungen mit selbstorganisierten Teams – oder dominiert klassische Steuerung? Ist die Organisation bereit, Verantwortung abzugeben – auch wenn nicht alles sofort perfekt läuft?
Nicht jede Organisation ist kulturell bereit für radikal agile Modelle – und das ist vollkommen in Ordnung. Entscheidend ist, das vorhandene Reifelevel ehrlich zu bewerten und daraus die nächsten Schritte abzuleiten.
Fazit: Bewusst entscheiden statt einfach starten
Ein Projekt kann noch so gut geplant, agil aufgesetzt oder mit erfahrenen Leuten besetzt sein – wenn das organisatorische Setup nicht zu den realen Rahmenbedingungen passt, entsteht Reibung. Nicht selten ist genau das der Grund, warum Projekte ins Stocken geraten oder sich dauerhaft „zäh“ anfühlen.
Die richtige Struktur schafft Klarheit, schützt das Team vor unnötigen Hürden – und ist ein Schlüssel für Fokus, Qualität und echte Zusammenarbeit. Und ja: Es gibt kein Patentrezept, aber Erfahrungen, Strukturierungsansätze und gute Fragen, die helfen, die passende Lösung zu finden.
Du bist dir unsicher, welches Setup zu deinem Projekt passt? Oder steckst bereits mittendrin und suchst nach einem neuen Blick von außen?
Dann nimm Kontakt auf für Struktur, Erfahrung und ein Gespür für das, was wirklich funktioniert.